Den grünen Wandel im Bauwesen voranbringen: Ökobilanzierung
Die Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema der Novelle. Im Einklang mit dem europäischen Green Deal sollen Nachhaltigkeitsmerkmale bereits ab 2026 stufenweise Bestandteil der Leistungs- und Konformitätserklärung für Bauprodukte nach harmonisierter Norm und ETA werden.
Für viele Hersteller ist die vollständige Ökobilanzierung ihrer Produkte über alle Lebensphasen hinweg Neuland. Gleichzeitig bietet die Integration von Nachhaltigkeit Chancen für europäische Hersteller, sich auf internationalen Märkten neu zu positionieren – ganz zu schweigen, von dem Gewinn für unsere Lebenswelt.
Mittelfristig soll die Nachhaltigkeitsleistung von Bauprodukten auch in einem digitalen Format zur Verfügung stehen, und zwar in Form eines digitalen Produktpasses.
Digitaler Produktpass und Maschinenlesbarkeit
Das Konzept des digitalen Produktpass ergibt sich aus der Ökodesign-Verordnung (EU) 2024/1781 und ist originär als ein Instrument zum Sichtbar-Machen der Umweltleistung von Produkten gedacht.
Der digitale Produktpass für Bauprodukte nach der Bauproduktenverordnung soll jedoch weit umfassendere Informationen bereitstellen. Vorgesehen ist, dass er über die Umweltleistung hinaus die gesamte Leistungs- und Konformitätserklärung und weitere technische Dokumentation enthält. In Hinblick auf die Digitalisierung des Bauwesens und mögliche BIM-Anwendungen ist dieser Schritt richtig und wichtig, auch wenn die technischen Lösungen derzeit noch nicht evident sind. Ähnliches gilt für die Forderung, dass Normen und Europäische Bewertungsdokumente künftig in einem sowohl menschen- als auch maschinenlesbaren Format bereitgestellt werden sollen. Das Potenzial maschinenlesbarer Formate und einer Vernetzung der am Bauen Beteiligten über die gesamte Wertschöpfungskette liegt jedoch klar auf der Hand.
Fazit
Die novellierte Bauproduktenverordnung enthält wichtige Ansätze für eine nachhaltige und digitale Bauwirtschaft und zeichnet, zumindest auf dem Papier, auch eine Lösung zur Schließung bauaufsichtlicher Sicherheitslücken vor. Wichtig sind nun aus Sicht des DIBt ein echtes Interesse an Konsensfindung in allen Entscheidungsgremien, ein klares Bekenntnis zur Bauwerkssicherheit in Europa und eine Prise zielorientierter Pragmatismus, die gerade den Ingenieuren unter uns ja nicht schwerfallen sollte.